Adoptieren
Eine neue Zeit in der Mission
Wir leben in einer erstaunlichen Zeit! Was noch vor wenigen Generationen undenkbar war, ist für uns heute selbstverständlich. So können wir z. B. in Echtzeit mit Menschen am anderen Ende der Erde kommunizieren, statt, wie früher, wochen- oder monatelang auf Antwortbriefe zu warten. Wir reisen in wenigen Tagen von Zuhause aus in „alle Welt“. Rund um die Uhr können wir uns über fast jede Volksgruppe informieren und in unserem Wohnzimmer Bilder und Videos über sie herunterladen. Das bietet auch in der Mission ganz neue Möglichkeiten.
Eine unerreichte Volksgruppe zu adoptieren, nutzt genau diese vielseitigen Möglichkeiten und öffnet die Tür für strategische Zusammenarbeit, z. B. zwischen Gemeinden und Initiativen vor Ort. Laut einer zwar bereits etwas verstaubten Statistik, die aber trotzdem das riesige Potenzial aufzeigt, gibt es pro unerreichter Volksgruppe mindestens 650 Gemeinden.1 Stell dir einmal vor, jede dieser Gemeinden würde eine unerreichte Volksgruppe adoptieren und sich dafür einsetzen, dass in jeder Volksgruppe eine Gemeindegründungsbewegung entstehen würde. Was würde wohl geschehen? Die etwa 7.400 verbleibenden unerreichten Volksgruppen zu erreichen, wäre nicht mehr in weiter Ferne, sondern in unserer Zeit möglich.
Was heißt es, eine Volksgruppe zu „adoptieren“?
Beim Adoptieren einer Volksgruppe, geht es darum, auf Gottes Wort hin eine Volksgruppe betend, liebend und investierend aufs Herz zu nehmen.
Es startet damit, Gott zu fragen, inwiefern er uns für eine Volksgruppe Verantwortung geben möchte. Es kann sein, dass Gott einen Langzeitruf für uns hat, in eine unerreichte Volksgruppe zu investieren. Oder, dass Gott uns nur für eine bestimmte Zeitspanne Verantwortung für eine Volksgruppe übertragen möchte.
Das bedeutet dann konkret, dass sich z. B. eine Gemeinde, ein Hauskreis, ein Gebetskreis, eine Familie oder eine andere Gruppe oder Organisation in erster Linie vor Gott verpflichtet, alles zu tun, was Gott Ihnen aufträgt, um die von ihr adoptierte Volksgruppe zu erreichen.3
Das kann beispielsweise beinhalten:
- Regelmäßig für eine Volksgruppe zu beten.
„Jedes Mal, wenn ich im Gebet an euch denke, danke ich meinem Gott.“ Philipper 1,3 (NLB) - Missionare vor Ort finanziell zu unterstützen.
- Mit einem Missionar oder einer Missionsgesellschaft vor Ort strategisch zusammenzuarbeiten2.
- Weitere Personen und Dienste zu mobilisieren.
- Selber Missionare auszubilden und zu senden.
- Kürzere und längere Einsätze zu der Volksgruppe durchzuführen:
„Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Matthäus 28,19 (LUT)
Wie kann es praktisch aussehen, eine Volksgruppe zu adoptieren?
Erfahre im folgenden Interview mehr über eine Gemeinde, die eine Volksgruppe in Indonesien adoptiert hat.
Einige hilfreiche Prinzipien
1. Besser gemeinsam als allein
Wenn du eine unerreichte Volksgruppe adoptieren möchtest, dann empfehlen wir dir, am besten eine Gruppe oder Gemeinde dafür zu mobilisieren. Denn in der Bibel sehen wir, dass wir gemeinsam mehr erreichen können als allein, wie z. B. in 5. Mose steht:
„Wie könnte einer Tausend jagen und zwei Zehntausend in die Flucht schlagen, wenn nicht deshalb, weil ihr Fels sie verkauft und der HERR sie preisgegeben hat?“
5. Mose 32,30 (ELB)
Wenn wir uns also als Gruppe gemeinsam für eine unerreichte Volksgruppe im Gebet oder mit Finanzen einsetzen, werden wir ein größeres geistliches Gewicht haben, als eine Einzelperson. Als Gruppe kann man sich ergänzen und einstehen, dass die Volksgruppe die Breite, Tiefe, Länge und Höhe von Jesus erkennen kann.
2. An Autorität zunehmen
Ein grundlegendes Prinzip bei Gott ist, dass er uns mit Verantwortung auch Autorität überträgt. Dies kommt in Matthäus 28,18-19 klar zum Ausdruck, wo Jesus zu seinen Jüngern sagt:
„Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben. Darum geht zu allen Völkern und macht sie zu Jüngern […]“
Matthäus 28,18-19 (NLB)
Jesus sandte seine Jünger in seiner Autorität zu allen Völkern. Damit übertrug er ihnen seine Autorität. Dieses Prinzip gilt auch, wenn wir eine Volksgruppe adoptieren. Wenn wir von Jesus gesandt sind, uns zu einer Volksgruppe stellen und für sie Verantwortung zu übernehmen, erhalten wir geistliche Autorität. Je mehr Verantwortung wir übernehmen und diese treu verwalten, umso mehr wachsen wir in Autorität und gewinnen an Einfluss.
Ein weiterer wichtiger Schlüssel in geistlicher Autorität für diesen Auftrag zu wachsen, ist in Liebe zur unerreichten Volksgruppe zuzunehmen. Je mehr wir uns mit einer Volksgruppe beschäftigen und in sie investieren, umso mehr wächst auch unser Herz für sie.
3. Eine Volksgruppe als Person betrachten
An vielen Stellen in der Bibel sehen wir, dass Gott mit Städten und Nationen wie mit Einzelpersonen umgeht. Oft spricht er persönlich und direkt ganze Städte (z.B. Lukas 10,13-14) oder Nationen an. Finde hier mehr dazu.
Der Heilsweg, den Gott mit Einzelpersonen geht, kann auch auf ganze Völker übertragen werden. Er verfolgt das Ziel, Menschen sowie ganze Völker in sein Königreich hinein zu erlösen. Damit dies geschehen kann, gebraucht Gott oft Menschen, die in seinem Auftrag unterwegs sind. Wenn wir eine unerreichte Volksgruppe adoptieren und dann beispielsweise regelmäßig für die Volksgruppe beten, öffnet sich im geistlichen Raum etwas für diese Volksgruppe. Menschen können dann plötzlich den hellen Glanz des Evangeliums erkennen (2. Kor 4,4) und die rettende Botschaft ergreifen. Wenn sie sich konkret für Jesus entscheiden, kann eine Gemeinde entstehen. Erlösung und Befreiung von Gebundenheiten kann mehr und mehr geschehen. Wenn die Gemeinde weiter wächst und in Reife kommt, kann dadurch der positive geistliche Einfluss auf die ganze Volksgruppe weiter zunehmen.
4. Kraft vom Heiligen Geist empfangen
Wir sind in allem auf die Kraft des Heiligen Geistes angewiesen. Jesus hat seinen Jünger in Apostelgeschichte 1,8 gesagt:
„Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein […]“
Apostelgeschichte 1,8 (ELB)
Wenn wir eine Volksgruppe adoptieren, benötigen wir diese Kraft des Heiligen Geistes, damit er die Volksgruppe erreichen kann. Um diesen Lauf in der uns von Gott gegebenen Zeitspanne laufen zu können, ist es nötig, immer wieder neu Vision, Erfüllung und Kraft vom Heiligen Geist zu empfangen.
Ausblick
Vielleicht wirst du schon hier zu Lebzeiten Früchte dieser Adoption sehen. Gerade durch die weltweite Vernetzung können wir heutzutage vieles mitbekommen. Aber auch dann, werden wir hier auf Erden nie ganz erfassen, was unser Einsatz für eine adoptierte Volksgruppe bewirkt hat.
Doch stelle dir einmal vor deinen geistigen Augen diese Bibelstelle vor:
„Danach sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm.“
Offenbarung 7,9 (LUT)
Was für ein gewaltiger Moment, wenn wir zusammen mit allen Volksgruppen vor Gottes Thron stehen und ihn anbeten werden. Wäre es nicht eine riesige Freude, wenn du in dieser Menschenmenge die Volksgruppe entdecken würdest, die du mit anderen zusammen „adoptiert“ hast?
Konkrete Schritte gehen
- Winter R. D. (2001). Mission Frontiers. https://www.globemission.org/services/missionsglossar/#toggle-id-4 besucht am 05.09.2024
- PEM. (nicht datiert). Adopt an unreached people group. https://pem.pef.eu/gospel-to-300-new-peoples/adopt-an-unreached-people-group/ besucht am 05.09.2024